Quantum Gardens Ehningen
Der Gemeinderat stellt die Weichen für ein urbanes Quartier auf dem heutigen IBM Areal, dessen zukünftige Form ein städtebaulicher Wettbewerb ermitteln wird. Grundlage hierfür bildet eine wissenschaftliche Analyse des Fraunhofer IAO. Mit den Quantum-Gardens Ehningen soll ein innovatives urbanes Quartier geschaffen werden, dass Ehningen in den kommenden Jahren als attraktiven Standort für Zukunftstechnologien positioniert sowie wesentliche Erkenntnisse aus dem Gemeindeentwicklungsprozess "Ehningen 2035" adressiert.
Der Ehninger Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 24. Mai mit großer Mehrheit beschlossen, für das heutige IBM-Areal einen städtebaulichen Wettbewerb auszuschreiben. Der Siegerentwurf soll anschließend die Grundlage für einen neuen Bebauungsplan für ein gemischtes Gewerbe- und Wohnquartier bilden. Die Grundlage für diesen Schritt bildet eine wissenschaftlichen Analyse des Fraunhofer IAO. Der neue Eigentümer des Areals, die Ozean Group, hatte die Studie in Abstimmung mit der Gemeinde in Auftrag gegeben. Ziel ist es, ein modular gestaltetes und vielseitig nutzbares Quartier der kurzen Wege in direkter Nähe zum Kompetenzzentrum Quantencomputing Baden-Württemberg zu schaffen. Die räumliche Verschmelzung von Arbeiten und Wohnen soll dabei zu einem Alleinstellungsmerkmal unter den Zukuntscampus in der Region werden.
Das urbane Quartier bietet zudem die Möglichkeit, wesentliche Erkenntnisse aus dem Gemeindeentwicklungskonzept "Ehningen 2035" zu adressieren. Die Bürgerbefragung hierzu hatte ergeben, dass Wohnraum im Ort Mangelware ist und die Angebote im Einzelhandel, der fachärztlichen Versorgung oder der Gastronomie ausbaufähig sind. Der Nutzungsmix des Quartiers kann so einen wichtigen Beitrag zur Gemeindeentwicklung leisten. Wichtige Voraussetzung hierfür ist eine entsprechende infrastrukturelle Anbindung an den Ortskern.
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Vision
Mithilfe eines Pflichtenhefts hat der Gemeinderat in Zusammenarbeit mit den Beteiligten Projektpartnern sowie dem Büro Reschl Stadtentwicklung die städtebaulichen Leitplanken für den Wettbewerb vorgegeben. Das Pflichtenheft wurde Ende Juli vom Gemeinderat beschlossen. Die folgende Auflistung gibt einen Überblick über die wesentlichen Eckpfeiler des neuen urbanen Quartiers:
Nachhaltiger Nutzungsmix
Das Pflichtenheft schreibt ein ganzheitliches Konzept vor, das eine gemischte Nutzung in Form eines Wohn-Tech-Campus vorsieht. Das Quartier soll dabei modular aufgebaut werden können. Das Quartier hat einen gewerblichen Schwerpunkt, inkl. Forschung und Entwicklung, der die räumliche Nähe zum Quantencomputer berücksichtigt (45 Prozent der Fläche). Um den Fachkräften ein entsprechendes Umfeld zu bieten und Verkehr zu vermeiden, werden ergänzend auch Wohnangebote vorgesehen (35 Prozent). 20 Prozent der Gesamtfläche verbleiben für die Entwurfsplaner flexibel gestaltbar. Das Pflichtenheft sieht grundsätzlich vor, dass alle Einheiten so organisiert sind, dass eine spätere Umnutzung möglich ist. Der Entwurf soll zudem die Folgen des Klimawandels (Hitze, Starkregen, Hochwasser, Stürme) mitdenken und Ansätze für nachhaltige und erneuerbare Energiequellen prüfen. Nicht zuletzt sollen die Baumaterialien nach Möglichkeit nachhaltig und wiederverwertbar sein.
Verkehrsarmes Konzept
Auf dem Gelände bleiben das Retentionsbecken im Nordosten, das Parkhaus P1 als auch der südlichste „Stern“ des IBM-Komplexes bestehen. Gerade das Parkhaus P1 könnte eine elementare Rolle einnehmen, um das im Pflichtenheft vorgesehene Mobilitätskonzept zu erfüllen. Dies sieht nämlich gebündelte Parkplätze für die Bewohner und Anlieger vor, d. h. kein „bequemes“ Stellplatzangebot vor der eigenen Büro-/Haustür. Innerhalb des „Quartiers der kurzen Wege“ sollen stattdessen Fußgänger und Radfahrer Vorrang genießen. Die Zufahrt zum Quartier soll über die beiden bisherigen Zufahrten erfolgen. Das Pflichtenheft sieht zudem zwischen dem Ortskern und den „Quantum Gardens“ eine Fußgänger- und Radfahrerverbindung über die K 1077 vor, z.B. in Form einer Brücke. Desweiteren sind Anbindungen an die angrenzenden Naherholungsräume gedacht. Der Wohn-Tech-Campus soll zu einem Bindeglied zwischen dem Ortskern und dem Schönbuch werden.
Freiräume bewusst mitdenken
Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Bauelementen sind nicht nur als bloße Lücken gedacht, sondern als bewusst angelegte Freiflächen. Diese sollen den Bewohnern und Beschäftigten als Aufenthaltsfläche sowie für Sport- und Freizeitangebote zur Verfügung stehen. Hierbei soll der Anteil der versiegelten Flächen geringgehalten werden, indem Grün- und Wasserflächen eingesetzt und Großbäume möglichst nicht gefällt werden.
Komplementäre Nahversorgung
Die Entwurfsplaner können in ihrem Beitrag eine Kita und/oder ein Pflegeheim als auch Angebote der Nahversorgung (Geschäfte, Gastronomie) berücksichtigen. Vorgabe hierbei ist jedoch, dass diese Angebote nicht in Konkurrenz zu bereits Vorhandenen im Ort stehen.
Aktive Rolle des Gemeinderats
Der Beschluss des Gemeinderats vom 24. Mai sieht vor, dass jede Fraktion sowie der Bürgermeister ein Stimmrecht im Preisgericht des Wettbewerbs erhalten (neben den Vertretern des Investoren und Bauherren). Auch in die Vorbereitung des Wettbewerbs war das Gremium involviert. Laut Gemeinderatsbeschluss können in den noch zu kürenden Siegerentwurf nachträglich Aspekte aus anderen eingereichten Entwürfen eingearbeitet werden.
Diese Zusammenarbeit von kommunalen politischen Entscheidungsträger, Wissenschaft, Wirtschaft sowie den Investoren und Bauherren ist keine Selbstverständlichkeit. „Ich finde es toll, dass wir hier Stadtplanung mit wissenschaftlicher Begleitung betreiben können“, freut sich Bürgermeister Lukas Rosengrün, „Ich danke der Ozean-Gruppe für die bisher so gute Zusammenarbeit und bin gespannt auf die Wettbewerbsbeiträge.“
Q.AX - Quantum & AI Experience Center
Das Quantum & AI Experience Center (Q.AX) ist der erste von vielen Meilensteinen für das Projekt Quantum Gardens im aktuellen Gebäude 8 des IBM Areals. Die Ozean Group als neuer Eigentümer des Areals hat mit Hilfe des Fraunhofer IAO das Q.AX als Einstiegspunkt für die Industrie und die Öffentlichkeit in die neue Technologie des Quantencomputings konzipiert.
Q.AX ist ein Ort, an dem Sie Quantentechnologien erleben und ohne Vorkenntnisse selbst erforschen können. Die Besucher der Q.AX erhalten einen umfassenden Einblick in den aktuellen Stand der Technik und in das Ökosystem der Quantentechnologie in Baden-Württemberg. Von Laserexperimenten bis hin zu Stickstoffvakanz-Zentren und Quanten-Software-Anwendungen – Q.AX beleuchtet, welche Auswirkungen das Quantencomputing auf unser Leben aber auch in verschiedenen Branchen wie Logistik, Fertigung, Technik und Kommunikation haben wird. Weitere Bausteine des Q.AX sind ein Auditorium für Konferenzen sowie Besprechungsräume und Co-Working Spaces.
Die offizielle Eröffnung des Q.AX findet am 18. April 2023 statt. Es handelt sich hierbei um eine geschlossene Veranstaltung für geladene Gäste. Für den Herbst ist jedoch ein Tag der offenen Tür geplant. eitere Informationen zum Q.AX finden sie unter www.quantum-gardens.com.
Der aktuelle Stand
Mit dem Beschluss des Pflichtenhefts konnte die Ozean Group den städtebaulichen Wettbewerb ausschreiben. Im April 2023 möchte das Preisgericht einen Sieger küren und bei der Eröffnung des Q.AX (18.04.) sowie beim Frühjahrsempfang der Gemeinde (23.04.) der Öffentlichkeit vorstellen. Die Kosten für die Durchführung des Wettbewerbs trägt vollständig die Ozean Group.
Währenddessen suchen die Vertreter der IBM, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Ozean Group und der Gemeinde aktiv das Gespräch mit Akteuren der Landes-, Bundes- und Europapolitik, um die strategische Ausrichtung der Quanten-Technologie und des neuen Campus abzustimmen. Das Interesse an dem Projekt ist groß.
Die Eventreihe Quantum Village Ehningen informiert regelmäßig über aktuelle Themen rund um das Quantencomputerökosystem. Über folgende LinkedIn-Gruppe können Sie sich mit anderen Akteuren zum Thema Quantencomputing in Ehningen vernetzen: https://www.linkedin.com/groups/13970589/